Helga Buchegger
Aquarellmalerei

 

  • Ausrüstung und Arbeitsplatz

 

 

Ausrüstung und Arbeitsplatz

Ich will hier keine Materialauflistung machen, die einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Beinahe jedem Buch über Aquarellmalen ist ein Kapitel über die Ausrüstung vorangestellt. Ich will es oft schon gar nicht mehr lesen, es ist immer wieder gleich. Die meisten Autoren stellen Behauptungen zu diesem Thema wie ein Evangelium auf, das ist für mich eher fragwürdig. Manche geben wenigstens mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, was einen Anfänger auch eher verunsichert. Hier soll es also nur um meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Materialauswahl gehen. Vielleicht hilft das jemandem weiter. Außerdem beschreibe ich kurz meinen Arbeitsplatz und wie ich ihn im Laufe der Zeit angepasst habe. Auch wie mein Traumarbeitsplatz ausschaut, ist hier zu lesen.


Aquarellfarbe:

Ich kann nur über die Marke Schmincke, und zwar über die Künstlerqualität Horadam sprechen, denn ich habe fast nur solche Farben. Alles was ich in diesem Kapitel beschreibe, gilt also für diese Farben, außer ich erwähne es ausdrücklich anders. Abgesehen von der Frage, welche Marke man sich zulegen will, gibt es noch einige Gesichtspunkte mehr zu beachten.

Zuerst geht es um die Entscheidung „billig oder teuer?“, „Studien- oder Künstlerqualität?“. Ich bin zwar ein sparsamer Mensch, aber ich bin überzeugt, dass sich bei den Farben ein höherer Preis auszahlt. Man tut sich leichter mit den hochwertigen Farben. Dass ein Anfänger auch mit billigen Farben beginnen kann, halte ich nämlich für einen Trugschluss. Wenn man ungeübt ist, soll man sich nicht auch noch mit den Auswirkungen der schlechteren Qualität herumschlagen müssen. Wenn man schon besser ist, hat man sich die gute Qualität erst recht verdient.

Dann geht es weiter mit „Napf oder Tube?“. Angefangen habe ich mit Näpfchenfarben. Tubenfarben habe ich lange Zeit gar keine besessen. Dann habe ich mir einige gekauft, großteils habe ich sie mir zugelegt, als ein Geschäft seine ganzen Tubenvorräte um den halben Preis verkaufte, das war eine günstige Chance. Dann habe ich festgestellt, dass ich diese neu erstandenen Dinger immer links liegen gelassen habe. Denn der Farbkasten stand offen da, und ich benutzte ihn weiter, ohne viel darüber nachzudenken. Die Tube hätte ich erst mal bewusst auswählen und dann aufschrauben und dann die Farbe herausdrücken müssen.

Mittlerweile habe ich aber auch die Tuben schätzen gelernt. Wenn man größere Flächen gleichmäßig einfärben will, sind sie viel einfacher zu handhaben. Man drückt ein wenig heraus, verrührt bis zum gewünschten Farbton, vermischt eventuell mit anderer Farbe und hat bis zum Aufbrauchen der Pfütze das gleiche Mischungsverhältnis zur Verfügung.

Außerdem ist es kein Problem, wenn man zuviel angemischt hat, das zugefügte Wasser trocknet auf. Beim nächsten Mal setzt man es wieder zu, und die Farbe löst sich leicht wieder auf. Es gibt dabei keinen Qualitätsverlust. Das gilt natürlich auch für mit Näpfchenfarbe Angemischtes.

Bei den Näpfchen empfehle ich, die großen zu kaufen. Man kann von ihnen viel leichter die Farbe abnehmen, das gilt natürlich besonders, wenn man einen großen Pinsel verwendet. Ich habe zwar noch viele kleine Näpfchen in meinem Kasten, aber ich kaufe mittlerweile nur mehr große nach.

Nächstes Problem ist die Farbauswahl. Die einen empfehlen, sich zu Beginn nur ganz wenig Farben zu kaufen und damit mischen zu lernen. Die anderen meinen, dass man sich ein kleines Sortiment zulegen soll, um die wichtigsten Töne parat zu haben, weil eben gerade das Mischen den Anfänger vor Probleme stellt. Ich neige eher zur zweiten Meinung. Die einen sagen, man soll sich an fertige Farbkästen halten, die wurden schließlich mit jahrelanger Erfahrung zusammengestellt. Die anderen behaupten, man soll sich unbedingt nur einen leeren Farbkasten kaufen und die Farben, die man haben möchte. Da bin ich eindeutig für die erste Meinung, bei der Fülle von angebotenen Tönen, die noch dazu alle verschiedene Eigenschaften mitbringen, auch wenn sie vielleicht ähnlich ausschauen, ist man nicht nur als Anfänger hoffnungslos überfordert.

Am Anfang ist wahrscheinlich ein Schmincke 12er-Sortiment vernünftig, man sollte aber gleich einen Kasten kaufen, der noch freie Plätze hat. Diese Grundausstattung könnte man aus meiner Sicht mit folgenden Farben ergänzen: 218 Lasurorange, 220 Indischgelb, 229 Neapelgelb, 352 Magenta, 474 Manganviolett, 480 Bergblau, 481 Coelinblauton, 485 Indigo, 509 Kobalttürkis, 524 Maigrün, 536 Gelbgrün, 659 Titangoldocker, 661 Siena gebrannt, 782 Neutraltinte, 783 Paynesgrau. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Dann lohnt es sich, laufend Empfehlungen von anderen aufzugreifen, diese auszuprobieren und sodann entweder begeistert ins Sortiment zu nehmen oder auch wieder zu verwerfen und kein zweites Mal mehr zu kaufen (um sie vielleicht später doch wieder mal zu probieren – ich finde so etwas ist nie endgültig). Eine neue Farbe auszuprobieren finde ich immer spannend.

Die Holzkistchen mit den vielen Farben (bei Schmincke sind es 48er-Kästen) sind hübsch, lange habe ich geträumt, einen zu besitzen. Sie bestehen aber aus lauter kleinen Näpfchen, wie schon erwähnt finde ich aber große viel praktischer. Und ein 48er-Metallkasten ist viel leichter zu handhaben, platzsparender und außerdem auch noch billiger. Das hübsche Holzding muss ja auch bezahlt werden.

Wenn man sie dann mal hat, die Farbnäpfchen und Tuben, dann ist es wichtig, sich damit vertraut zu machen. Die Freude fängt für mich schon beim Auspacken an. Schmincke-Farbnäpfchen sind in Folie verpackt und haben ein Papierschleifchen rundherum. Alleine das Herauslösen ist ein weihevolles Vergnügen. Auf den Papierschleifchen ist neben dem Namen und der Nummer der Farbe auch aufgedruckt, ob sie mehr oder weniger lasierend und mehr oder weniger auswaschbar ist (mit bestimmten Symbolen), aber auch welche Lichtechtheit (mit Sternen) und welche Preisklasse (mit Nummern) sie hat.

Aquarellfarben sind grundsätzlich lasierend, d.h. der Untergrund scheint durch, aber diese Eigenschaft ist bei verschiedenen Farben verschieden ausgeprägt. Die Auswaschbarkeit kümmert einen eigentlich erst, wenn man eine Farbe auf dem Papier hat, die man nicht oder dort nicht will, auch hier reagieren die Farben sehr unterschiedlich. Im Kapitel Maltechniken und Tipps gibt es Hinweise zu Korrekturmöglichkeiten. Die Lichtechtheit hängt vom Pigment ab, manche Töne kann man nicht so lichtecht machen wie andere. Bei der Entscheidung, ob ich eine Farbe verwende oder nicht, habe ich mich bisher noch nicht davon beeinflussen lassen, ob sie besonders lichtecht ist oder nicht. Ich male Bilder für heute oder morgen oder in einem halben Jahr, aber nicht für die Ewigkeit, es kümmert mich nicht, ob das Rot in 20 Jahren noch so ausschaut, wie ich es heute aufs Papier gepatzt habe. Der Preis der Farbe hängt vom Preis des Pigments ab, nicht unbedingt von der Lichtechtheit.

Wer sich genauer in diese Themen vertiefen will, liest sich am besten die Farbkarten und Informationen der Herstellerfirma. Ich habe natürlich eine Schmincke-Farbkarte mit allen verfügbaren Farben und genauer Beschreibung, die auf der Rückseite auch noch die genaue Zuordnung der Töne im Farbkreis zeigt. Die hilft mir manchmal bei der Entscheidung, eine ganz bestimmte Farbe zu finden, z.B. die Komplementärfarbe.

Die besten Abbildungen und Farbtabellen können aber keine Originalfarbprobe ersetzen. Darum empfehle ich dringend, sich für jede gekaufte Farbe so eine Probe anzulegen. Man taucht den Pinsel in Wasser, dann ins Näpfchen und macht damit einen satten Farbfleck auf ein gängiges weißes Papier (nicht irgendein spezielles, stark gekörntes oder sonst irgendwie auffälliges). Dann wäscht man den Pinsel aus (wenn man es – so wie ich – nicht über sich bringt, so viel schöne satte Farbe zu vergeuden, dann macht man diesen Vorgang lieber währenddem man ein Bild malt und verwendet den farbgetränkten Pinsel dabei vor dem Auswaschen weiter), gibt in kurzer Entfernung einen Fleck leeres Wasser aufs Papier, dann verbindet man mit dem Pinsel den Farbfleck mit dem Wasserfleck. Dadurch läuft die Farbe in das Wasser aus (manchmal auch umgekehrt, das liegt an der Eigenschaft der Farbe), und es entsteht ein Verlauf zwischen satter Farbe und wässrigem Auftrag.

Der Verlauf funktioniert nicht bei allen Farben gleich gut, da hat man nichts falsch gemacht, sie reagieren nur verschieden. Man kann sich dann schon ein wenig vorstellen, wie die Farbe unvermischt in verschiedenen Verdünnungsgraden auf dem Papier ausschaut. Ich habe immer solche Proben von meinen Farben parat.

Es reicht, sie alle nebeneinander auf ein Blatt Papier zu setzen. Aber ich bin ein Perfektionist, und weil ich hin und wieder Farben dazukaufe und daher auch die Anordnung im Kasten veränderlich ist, habe ich dieses Papier auf kleine Stückchen zerschnitten, um immer alles in richtiger Reihenfolge zu haben. Früher steckte ich diese kleinen Stückchen mit Stecknadeln auf ein Stück Styropor, das war schon recht praktisch. Beim Transport haben sich dann aber oft welche gelöst, darum bin ich auf eine neue Idee gekommen. Ich verwende Briefmarkensteckkarten von meinem Gerhard, die ich mir genau auf die richtige Größe zugeschnitten habe. Da stecke ich die Papierstückchen hinein und habe so immer eine Original-Farbkarte bei mir. Durch die durchsichtige Folie habe ich auch noch einen Spritzschutz. Auf jedem Streifchen steht Name und Nummer der Farbe und die Farbeigenschaften bezüglich „lasierend“ und „auswaschbar“. Man kann natürlich auch die Papierschleifchen der Verpackung neben die Farbproben kleben, aber das ist für mich schon wieder zu viel Platzaufwand und nicht so schön kompakt.

Zum Thema Aquarell gehören für mich auch noch wasservermalbare Ölpastellkreiden und Aquarellstifte. Beides lässt sich auch gut mit den Aquarellfarben kombinieren.

Meine Ölpastellkreiden sind Neocolor II von Caran d’Ache, meiner Meinung nach qualitativ sehr hochwertig, ich besitze aber nur einen 15er-Kasten und träume schon längere Zeit von einer Aufstockung. Die Farbintensität ist umwerfend.

Aquarellstifte, also wasservermalbare Buntstifte, habe ich lange Zeit nur in billiger Qualität besessen und nur zum Vorzeichnen verwendet. Bilder, die ausschließlich mit solchen Stiften gemacht werden, befinden sich im Grenzbereich zwischen Zeichnung und Aquarell. Dieses Medium hat mich immer gereizt, und ich wollte mich näher damit beschäftigen.

So habe ich mir solche Stifte in Künstlerqualität zugelegt, und zwar von Cretacolor, das Set „Marino“ mit 36 verschiedenen Farben. Mittlerweile besitze ich auch noch ein Set mit 24 Stiften von "Derwent Inktense". Das sind laut Packung Tinteneffektstifte, obwohl ich mit dieser Bezeichnung nicht wirklich was anfangen kann. Auf alle Fälle sind sie wasservermalbar, aber trocknen wasserlöslich auf, und sie färben intensiver als die Aquarellstifte.

An dieser Stelle möchte ich auch noch meine mit Begeisterung verwendeten Tuschestifte erwähnen, und zwar sind sie von Faber Castell und heißen "PITT artist pen". Ich besitze sie in verschiedenen Strichstärken, aber nur in Schwarz. Es gibt sie auch in Farbe, so ein Set steht auch auf meiner Wunschliste.


Pinsel:

Welche Arten von Pinsel braucht man überhaupt? Auch hier gibt es wieder ein unendliches Sortiment. Zuerst einmal ist es vernünftig, Pinsel zu verwenden, die für Aquarell gemacht wurden. Aber das heißt nicht, dass man nicht vielleicht mit einem Pinsel für eine andere Maltechnik einen besonderen Effekt erzielen kann. Ausprobieren heißt die Devise.

Der klassische Aquarellpinsel ist ein Rund-Haarpinsel. Es gibt ihn in verschiedenen Größen von ganz zart bis zu einer tollen dicken Quaste (Achtung: die Nummerierung ist von Hersteller zu Hersteller verschieden). Als Qualitätsmerkmal gilt hier für mich nur, dass er in nassem Zustand von selber eine gute Spitze bildet, alles was darunter ist, ist Mist und liegt außerhalb des Verwendbaren. Mit „ausgefransten“ Schulmalpinseln kann man nichts anfangen, weil sich da die Pinselspur selbständig macht. Außerdem soll er keine Haare verlieren, das ist nämlich ziemlich nervig.

Die teuren Pinsel sind aus Naturhaar, die teuersten davon sind Kolinsky-Rotmarder. Es gibt aber auch sehr gute Synthetikhaarpinsel und auch Mischhaarpinsel. Ich finde alle gut, sie sind eben verschieden, sie liegen verschieden in der Hand, sind verschieden in Wasseraufnahme und Elastizität. Man muss herausfinden, womit man am besten zurecht kommt. Die Lieblingspinsel kristallisieren sich von selber heraus. Der Preis ist aus meiner Sicht nicht das alleroberste Kriterium.

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man erstaunlich wenige Pinsel braucht. Ich habe mir am Anfang mehr gekauft als notwendig war. Es macht keinen Sinn, sich Rundpinsel in allen möglichen Größen zuzulegen. Man sollte nämlich bei der Größe bedenken, dass ein sehr, sehr zarter Pinsel zwar feine Linien machen kann, aber kaum Pinselkörper hat, ein guter großer Pinsel mit einer dicken Quaste aber genauso eine sehr feine Spitze hat, dagegen aber sehr viel Farbe und Wasser in seinem Bauch aufnehmen kann. Das ist ein entscheidender Vorteil. Also lieber einen ordentlichen Pinsel mit dicker Quaste kaufen, auch wenn er teuer ist,  und dafür einen Haufen kleiner einsparen. Ich besitze einen dicken aus Synthetikhaar, mit dem ich sehr zufrieden bin. Er ist aus der Serie "da Vinci Nova", das ist eine preiswerte Synthetikserie.

Dann gibt es natürlich noch eine Fülle von Sonderformen. Mit der Zeit legt man sich mehr und mehr davon zu. Wichtig ist für mich mein Linierer. Das ist ein Pinsel mit einem dickeren Pinselkörper und einer kleinen abgesetzten Spitze. Ich finde ihn ganz toll. Aber man muss erst lernen, damit umzugehen. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, muss man ihn eher steil halten, wenn man damit flach über das Papier streicht, ist er unkontrollierbar und verfehlt seinen Zweck, denn da trifft die dünne Spitze gleichzeitig mit dem Bauch auf. Meiner ist auch von "da Vinci", aus der Serie 17. Für mich ist der schon recht gut. Das Non-Plus-Ultra soll die Serie 19 sein, da ist die Spitze noch feiner, die Kosten sind aber auch dementsprechend. Ich komme auch gut mit meinem Katzenzungenpinsel zurecht ("da Vinci Cosmotop Spin").

Dann habe ich noch ein paar Flachpinsel. Den Angle Shader (von "Daler Rowney") verwende ich schon lange, der ist sehr praktisch. Wahrscheinlich ist er gar nicht dafür gedacht, aber das ist für mich der perfekte Pinsel, um Farbe wieder vom Papier abzunehmen, um randlose Übergänge zu schaffen, usw.

Seit einiger Zeit besitze ich auch noch einen breiten Flachpinsel (Da Vinci) und einen Dagger Striper (ebenfalls von "Daler Rowney"). Ich habe zugesehen, was die Kursleiterin in einem meiner Aquarellkurse mit den beiden gemacht hat. Es sah ganz einfach aus und hatte großartige Wirkung. Darum habe ich diese beiden Pinsel auch haben wollen. Leider ist es ja nicht so, dass ich automatisch gleich genauso gut damit umgehen kann ..., auch wenn ich mir das so vorgestellt habe.

Ich habe auch einen Fächerpinsel, ich dachte nämlich, den muss man unbedingt haben, er schaut auch sehr professionell aus. Ich habe aber noch nicht herausgefunden, was man damit wirklich macht. Das heißt jetzt nicht, dass er nicht einen großen Wert haben kann, ich habe ihn nur noch nicht entdeckt. Für mich ist er derzeit nur dekorativ.

Borstenpinsel sind keine typischen Aquarellpinsel, aber ausprobieren kann und soll man alles. Ich habe mir auch einmal einen chinesischen Ziegenhaarpinsel zugelegt, den bewunderte ich immer bei anderen, also wollte ich selbst einen besitzen. Ich habe ihn erst einmal ausprobiert, aber er ist so leicht und liegt mir überhaupt nicht gut in der Hand. Ich weiß nicht, was ich damit anfange. Aber hübsch ist er halt.

Im Prinzip kann man sagen: Jeder Pinsel ist gut, mit dem man gut zurecht kommt. Wenn ich in Kursen male, nutze ich die Chance, von meinen Kollegen Pinsel auszuprobieren, die ich selber noch nicht besitze, dann kann ich vielleicht vorher einschätzen, ob sich die Investition rentiert.

Genauso spannend wie eine neue Farbe auszuprobieren finde ich es, einen gerade gekauften Pinsel „in Betrieb“ zu nehmen. Man befreit ihn von seinem Plastikschutzröhrchen, taucht ihn in Wasser (damit entfernt man eventuell eine im Pinselkörper vorhandene Schutzschicht) und Farbe und probiert aus, was er kann (oder besser gesagt was man selber damit zustande bringt).

Pinsel leben nicht ewig. Sie zeigen Abnützungserscheinungen. Wenn man sie aber vorsichtig behandelt, dauert es lange bis dorthin. Vorsichtig behandeln heißt: Nicht im Wasserbehälter stehen lassen, und das nicht mal kurz! Ordentlich auswaschen! Wobei ich zugeben muss, dass ich das manchmal auch nicht mache, wenn ich gestört werde und dann erst wieder am nächsten Tag oder noch später zum Malen komme, aber recht viel geschadet hat das meinen Pinseln bis jetzt nicht. Liegend trocknen lassen! Nicht nass einräumen! Bei Transport darauf achten, dass keine Haare verbogen werden! Am besten eignet sich für diesen Zweck eine Pinselmatte. Die Plastikschutzröhrchen, die beim Kauf auf den Pinselhaaren sind, verwende ich nicht. Die Gefahr, dass man Haare einzwickt, ist ziemlich groß.


Papier:

Ich finde, dass man beim Papier nicht unbedingt sehr viel Geld ausgeben muss. Das ist für mich schon alleine deswegen wichtig, denn wenn es sehr teuer ist, gehe ich ängstlich damit um und dann wird das Bild ganz sicher nichts. Es sollte so fest sein, dass es das Farbeabnehmen mit dem Pinsel verträgt, sonst kenne ich keine Qualitätskriterien. Die Alterungsbeständigkeit sollte man in Betracht ziehen, wenn man Bilder für die Nachwelt malen möchte. Ich erhebe diesen Anspruch derweilen noch nicht.

Man muss auch hier ein wenig herumprobieren, womit man gut zurecht kommt, jedes Papier hat seine Vor- und Nachteile, aber was viel spannender ist, seine besonderen Effekte. Auf grobem Papier läuft zum Beispiel die Farbe nicht so leicht ineinander, das kann einem helfen oder hinderlich sein, auf alle Fälle wird das Ergebnis anders sein als auf glattem Papier. In manches Papier sinkt Farbe mehr ein als in anderes, manches verträgt Ausbesserungen, manches nicht, manches wellt sich mehr oder weniger, da kommt es vor allem auf das Papiergewicht an. Wenn man nicht sehr nass arbeitet, wird man mit dem Wellen auch keine großen Schwierigkeiten haben.

Ich verwende generell nur Blöcke, die rundherum verleimt sind, das klingt zwar jetzt vielleicht wenig professionell, aber ich finde sie haben viele Vorteile gegenüber Einzelbogen: die Aufspannerei, das Einlegen in Wasser und was weiß ich noch alles, wie es langwierig in Büchern beschrieben wird, habe ich noch nie tun müssen. Was man aber schon bedenken sollte: Wenn man mehrere Blöcke mit sich herumtragen muss, geht das ganz schön ins Gewicht, und sie sind auch teurer. Außerdem muss man beim Ablösen der Bilder vom Block sehr vorsichtig sein. Das kann einem ganz schön wehtun, wenn man gerade ein kleines Kunstwerk geschaffen hat und man beschädigt es beim Runterlösen.


Verschiedene Hilfsmittel:

Zum Anmischen von Farben kann man die Palette im Farbkasten oder eine extra Palette benutzen, es geht auch mit einer weiß beschichteten Platte aus dem Baumarkt, man kann aber nicht auf allen Oberflächen gut mischen, auf manchen rinnt die Farbe immer in Tröpfchen zusammen. Außerdem hat man bei dieser Variante keine Vertiefungen. Ich verwende auch bis auf 2 cm vom Boden weg zusammengeschnittene Joghurtbecher oder andere kleine Schüsserl und Behältnisse. Wichtig ist, dass alles weiß ist, um die Farbe nicht zu verfälschen.

 

Der Wasserbehälter soll auf keinen Fall zu klein sein. Ich verwende meistens kein Glas sondern einen großen Joghurtbecher, zumindest wenn ich unterwegs bin, weil er leichter ist. Es wird meist empfohlen, zwei Wasserbehälter zu verwenden, einen zum Auswaschen, den anderen zum Eintauchen. Das hat den Sinn, die Farben möglichst sauber zu halten, finde ich auch vernünftig. Mir passiert es leider nur in der Hitze des Gefechtes sehr oft, dass ich mal da, mal da eintauche. Ich verwende daher meist nur einen Behälter, gehe aber oft Wasser wechseln.

Um Bildpartien, die weiß bleiben sollen, abzudecken, kann man Maskierfilm, Wachs und weiße Ölkreide verwenden, Aufstreuen von Salz ergibt besondere Effekte. Ich verwende oft ein Kreppband, um den Rand des Papiers abzudecken, das ergibt automatisch eine Art Passepartout.

Küchenrolle, Papiertaschentücher oder Stofffleckerl sind ganz wichtig, um überschüssige Farbe vom Papier zu nehmen oder den Pinsel abzutupfen. Gut brauchbar ist auch ein kleiner Naturschwamm, und zwar zum Verwischen, Farbeabnehmen, Farbeauftupfen. Es gibt überhaupt unzählige Möglichkeiten, Farbe aufs Papier zu bringen, ohne einen Pinsel zu verwenden.

Hilfreich kann noch eine Sprühflasche (wie man sie zum Blumenansprühen verwendet) zum Anfeuchten des Papiers oder der Näpfchen im Kasten sein.

Man braucht auch noch weiche Bleistifte oder wasservermalbare Buntstifte zum Vorzeichnen, einen ordentlichen Radiergummi, der das Papier nicht beschädigt, eventuell mal ein Lineal, wenn man eine sehr komplizierte Perspektive zu zeichnen hat (aber natürlich nicht zum Linienziehen, sondern nur als Hilfsmittel), außerdem Stifte, Federn, Tinten für Mischtechniken und ... und .... Ich komme immer wieder auf Neues.


Arbeitsplatz:

Für mich ist es wichtig, dass ich einen Arbeitsplatz habe, der nur für das Malen verwendet wird, damit ich nur aufräumen muss, wenn ich will. Es muss alles griffbereit sein, und ich muss mich so richtig ausbreiten können. Und noch wichtiger ist, dass ich auf die unmittelbare Umgebung nicht aufpassen muss. Man kann unmöglich all seine künstlerische Fähigkeit und Kreativität entwickeln, wenn man nichts schmutzig machen darf. Mein Maltisch ist gesprenkelt und gefleckt, ich verwende keine besonderen Energien, ihn sauber zu kriegen, die Wand dahinter ist bespritzt, auch auf Boden und Vorhang habe ich schon meine Spuren hinterlassen. Das gehört dazu.

Eine Staffelei ist für Aquarellmalen nicht nötig. Ich lege meine Blöcke einfach flach hin. Oft wird in Büchern empfohlen, den Block schräg auf irgendeine Abstützung zu legen, das finde ich zu statisch. Mein Bild ist immer in Bewegung, ich drehe es herum, stelle es leicht auf, wenn Farbe fließen soll, nehme es in die Hand, sehe es von der Ferne an, stehe beim Malen oft auf, usw.

Mein erster Arbeitsplatz war eine normale, ziemlich große Tischplatte, etwas Stauraum rundherum und ein Bürosessel mit niedriger Lehne auf Rollen. Dann bin ich daraufgekommen, dass ich dadurch am Abend nach einem anstrengendem Bürotag wieder genauso haltungsschädigend wie den ganzen Arbeitstag gesessen bin. Dafür hatte ich lange keine Lösung. Dann war ich auf Urlaub und habe mein Aquarellzeug natürlich mitgenommen. Dort hatte ich die Möglichkeit, auf einer überdachten Terrasse ein Plätzchen für mich einzurichten. Ohne viel nachzudenken habe ich einen bequemen, gepolsterten, niederen Sessel hingestellt, einen Hocker um die Beine hinaufzulegen gegenüber platziert und eine Art Beistelltisch an meiner rechten Seite für alle Utensilien hingeschoben. Den Block legte ich mir einfach auf die Knie, und dann hatte ich ein Aha-Erlebnis: Ich wusste plötzlich, wie für mich ein bequemer Arbeitsplatz auszuschauen hat, zumindest dachte ich das damals.

Wieder zu Hause angekommen wollte ich diesen Komfort auch da haben. Das war nicht ganz einfach, denn neben meinem Malplatz war mein Computerplatz, was ich grundsätzlich für wichtig und sinnvoll halte, aber ein großer Polstersessel hatte dort einfach nicht Platz. Ich habe aber dann einen Kompromiss dafür gefunden: Ich habe mir einen Bürosessel mit hoher Rückenlehne und Kippfunktion, so einen richtigen "Chefsessel" zugelegt, der war relativ bequem, ich konnte ihn aber trotzdem auch bei der Arbeit am Computer verwenden und unter die Tischplatte schieben. Gemalt habe ich dann entweder mit dem Block auf den Knien oder so wie früher auf der Tischplatte. Außerdem habe ich mir zwei übereinanderstapelbare Ikea-Kisten auf Rollen für die wichtigsten Utensilien hergerichtet. Ich hatte damit ein mobiles Behältnis, das ich ganz nach Belieben dort hinschieben konnte, wo ich es gerade brauchte.

Recht lange war ich mit dieser Lösung jedoch nicht zufrieden. Mittlerweile war ich nicht mehr berufstätig, und dadurch wurde die Zeit, die ich an diesem Platz verbrachte deutlich mehr. Sehr bald stellte sich heraus, dass der Bereich, wo ich Sessel und Behältnis hin- und herrollen wollte, viel zu eng war, dies auch aufgrund des etwas überdimensionierten Sessels, dass ich ständig rangieren musste, wenn ich meinen Platz vom Computer zum Malen oder umgekehrt verlegen wollte, dass aus dem Weg zum Fenster ein unangenehmer Hindernislauf geworden war. Außerdem hatte ich insgesamt zu wenig Stauraum, meine bereits gemalten Bilder waren in einem anderen Zimmer untergebracht, meine Papiervorräte waren so aufgehoben, dass ich in die Knie gehen musste oder unter die Tischplatte kriechen, um ein etwas ausgefalleneres Papier herauszusuchen.

Generell gehöre ich zu den Menschen, die gerne mal Möbel umstellen, Gruppierungen neu ausdenken und zusammenstellen. Mein Gerhard weiß das schon. Wenn ich anfange "auf dem Papier" Kästen herumzuverschieben, dann weiß er, es kommt Arbeit auf ihn zu. So passierte das dann auch vor ein paar Jahren. Schlussendlich mündete alles in einem kompletten Umbau mit gleichzeitiger, ohnehin schon dringend fälliger Renovierung unseres Arbeitszimmers. Dort wo ich male, findet auch die gesamte Beschäftigung meines Mannes mit Briefmarken statt. Das Zimmer muss unheimlich viel Zeug aufnehmen können, und außerdem verbringen wir einen guten Teil unseres Tages dort.

Zusätzlich stellte sich heraus, dass meine Probleme mit der Wirbelsäule durch das "Füße-Hochlagern" und "auf-dem-Schoß-Arbeiten" nicht gerade positiv beeinflusst wurden, denn ich hatte mir inzwischen leider angewöhnt, auch vor dem PC so zu sitzen. Meine Physiotherapeutin hat mir geraten, schnellstens mit diesem Unfug aufzuhören.

Mittlerweile sind wir mit diesem Umbau natürlich längst fertig. Organisatorische, gesundheitliche, praktische und optische Vorgaben wurden berücksichtigt. Es ist wirklich sehr schön geworden. Ich habe einen Malplatz bekommen, der wirklich alle Stückerln spielt. Ich spreche seither von "meinem Atelier", obwohl es sich nur um eine Zimmerecke handelt. Die ist aber wohl durchdacht bis ins kleinste Detail. Das was ich oben über bespritzte Tischplatten, Wände und Vorhänge geschrieben habe, stimmt natürlich im Moment nicht, zu neu und hübsch schaut es bei mir aus. Ich verwende jetzt ein großes altes Tischtuch zum Schutz meiner Umgebung, darum kann ich trotzdem noch ziemlich "unvorsichtig" sein, wenn ich male.

Warum ich das alles so ausführlich erzähle? Ich will damit sagen, dass es sehr wichtig ist, sich an seinem Malplatz wohl zu fühlen. Und dieses Wohlfühlen kann für jeden anders ausschauen, und es kann sich auch ändern, es können neue Gesichtspunkte auftauchen. Mancher braucht unbedingte Ruhe und will nicht, dass andere beim Malen im gleichen Zimmer sind, mancher braucht viel Platz, mancher braucht penible Ordnung, mancher braucht das kreative Chaos. Faktum ist, man sollte sich nicht mit halben Sachen zufrieden geben, denn man ist ohnehin so lange auf der Suche, bis es einem passt. Im Moment glaube ich, dass ich für meine derzeitige Wohn- und Lebenssituation das Optimum herausgeholt habe.

Mein Traumarbeitsplatz sieht allerdings doch noch etwas anders aus, aber dafür müsste ich in einem eigenen, sehr großen Haus wohnen können, wo Platz keine Rolle spielt: ein richtiges Atelier mit einer großen, schrägen Fensterfront, viel Licht, viel Platz, die Möglichkeit beim Malen verschiedene Positionen einnehmen zu können, an mehreren Stellen an verschiedenen Bildern auch großflächig arbeiten zu können ... ... ... ... Träumen ... wird man ja noch dürfen!

 

weiter zu "Motive und Vorlagen"

nach oben

 

Startseite
Aquarellmalerei
Fotografieren
Musik
Elefanten
Tanzen
Reisegeschichten
Über mich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

www.frisolda.at/index.html 

Impressum
E-Mail

© 2013 Gerhard Buchegger