Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Zwei Hauptstädte im Schnee"

 

5. Tag:
Bratislava, Palais Grassalkovich (Grasalkovicov Palac), Hodza Platz (Hodzovo Namestie), Freiheitsplatz (Namestie Slobody), Kirche der Heiligen Elisabeth/Blaue Kirche (Kostol Svatej Alzbety), Alte Markthalle (Stara Trznica), Primatialpalais (Primacialny Palac), Hauptplatz (Hlavne Namestie), Altes Rathaus (Stara Radnica), Maximilians- oder Roland-Brunnen, Franziskanerkirche (Frantiskansky Kostol), Michaelertor (Michalska Brana), Burg Bratislava (Bratislavsky Hrad), Haus zum Guten Hirten (Dom U Dobreho Pastiera), Kathedrale des Heiligen Martin (Katedrala Svateho Martina), Aupark-Center, Abendspaziergang

Als wir am Vormittag unser Hotel verlassen, traue ich meinen Augen kaum. Es hat die ganze Nacht geschneit. Und so schaut es rundherum auch aus. Ich könnte schon schön langsam auf den Schnee verzichten. Wo bleibt bloß der Frühling?

Wir machen uns auf den Weg, um das Gebiet nördlich der Altstadt zu erkunden. Das Palais Grassalkovich (Grasalkovicov Palac) ist ein sehr repräsentatives barockes Gebäude. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung, zur Zeit Maria Theresias, war es ein kulturelles Zentrum in Bratislava, und es fanden viele Festlichkeiten, Bälle und Aufführungen statt. Später wurde es Präsidentensitz und nach dem Zweiten Weltkrieg Jugendzentrum. Nach dem Ende des Kommunismus wurde es restauriert und dient heute wieder dem slowakischen Staatspräsidenten als Amtssitz.

Das Palais liegt am Hodza Platz (Hodzovo Namestie), davor befindet sich einer der in Bratislava zahlreichen Brunnenanlagen mit teilweise poetischen Namen. Der hier heißt "Erde - Planet des Friedens". Jetzt im Winter ist es halt eine große, schneebedeckte Kugel, ... mehr nicht. Hinter dem Palast ist ein riesiger Park, derzeit zugesperrt, kein Wunder - drinnen sind nur Schneemassen. Ein Blick durch das Gitter lässt erahnen, dass es hier bestimmt sehr schön ist, wenn das Wetter dazupasst.

Da wir nun schon mal nicht mehr sehr weit vom Bahnhof entfernt sind, checken wir die morgigen Abfahrtszeiten unserer Zugsverbindungen nach Hause. Auf dem Weg dorthin kommen wir an dieser "elefantösen" Fassade vorbei und sehen in der Ferne das Sowjetische Kriegerdenkmal (Slavin), so ferne, dass das Foto keine Vergößerung mehr aushält. Danach wenden wir uns im Bogen wieder zurück Richtung Altstadt.

Wir überqueren den Freiheitsplatz (Namestie Slobody). Hier befindet sich der größte Brunnen der Stadt. Er heißt "Freundschaft" (Fontana Druzba). In der Mitte erhebt sich auf einer Säule ein Becken in Form einer Lindenblüte, insgesamt hat die Anlage einen Durchmesser von mehr als 40m. Die Becken sind in Stufen angeordnet. Ohne Wasser ist natürlich auch diese Sehenswürdigkeit nicht unbedingt sehenswürdig.

Die Architektur des Platzes ist streng und sozialistisch, so extrem, dass es schon fast wieder eine eigene, interessante Wirkung entfaltet. Im Hintergrund des Brunnen-Fotos kann man das Erzbischöfliche Sommerpalais (Letny Arcibiskupsky Palac) erkennen, heute Sitz der Slowakischen Regierung. Das Bild des "Euro" ist in Bratislava allgegenwärtig. Die Währung wurde ja erst vor einem guten Monat eingeführt.

Unser nächstes Ziel ist die Kirche der Heiligen Elisabeth (Kostol Svatej Alzbety), auch Blaue Kirche genannt. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil des Ungarischen Jugendstils erbaut. Über dem Eingang befindet sich ein Mosaik, das das Rosenwunder darstellt. Ein Modell der Kirche steht in Brüssel in der "Mini-Europa-Anlage" und repräsentiert dort die Slowakei. Die Kirche ist sehr blau, sehr kitschig und trotzdem recht hübsch anzusehen. Leider ist das Eingangstor verschlossen. Zu Hause habe ich mir den Innenraum auf einem Foto auf Wikipedia angeschaut ... sehr blau ... und sehr kitschig.

Wir erreichen jetzt einen Teil der Altstadt, in dem wir gestern schon spazieren gegangen sind. Wie schon auf der vorigen Seite erwähnt stammen hier einige Fotos schon vom vergangenen Nachmittag. Ich habe aus dem vorhandenen Material jeweils immer die möglichst beste Version verwendet. Wenn ich nichts Besseres zur Verfügung habe, dann muss halt auch manchmal ein Foto mit Schneeflocken drauf herhalten.

Die Alte Markthalle (Stara Trznica) gefällt mir von außen sehr gut. Wir gehen auch hinein, aber drinnen hat es einen äußerst unangenehmen Geruch, sodass wir das Gebäude fast fluchtartig wieder verlassen. Es schaut zudem ziemlich ausgestorben drinnen aus. Davor steht ein Löwenbrunnen. Der soll aus verschiedenen Teilen von alten Brunnenteilen zusammengebaut worden sein. Der stolze Löwe zierte einmal einen Brunnen im Garten des Erzbischofs.

Das Primatialpalais (Primacialny Palac) wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Kardinal Batthyany errichtet. Auf der Spitze des Tympanons ist ein Kardinalshut dargestellt. Die Statuen auf der Attika zeigen die Tugenden. In diesem Gebäude wurde 1805 der vierte Pressburger Friede zwischen Frankreich und der Habsburger Monarchie unterzeichnet. Heute ist hier die Städtische Gemäldegalerie und der Sitz des Bürgermeisters untergebracht. Im Innenhof befindet sich wieder mal ein Brunnen. Dieser zeigt den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen.

Rechts daneben im rechten Winkel dazu befindet sich der östliche Trakt des Alten Rathauses. Durch eine schmale Gasse daneben erreicht man den Hauptplatz (Hlavne Namestie). Das Alte Rathaus (Stara Radnica) ist eines der ältesten Gebäude in Bratislava. Es wurde im 14. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt, es ist also ursprünglich gotisch, später wurde in verschiedenen Stilen an- und umgebaut. Eine Kanonenkugel im Innenhof soll von einem Angriff Napoleonischer Truppen im Jahr 1809 stammen. Das Rathaus beherbergt heute das Stadtmuseum.

Den Hauptplatz säumen viele schöne, alte Häuser. Auf diesem Platz befindet sich auch der Maximilians- oder Roland-Brunnen. Er ist der älteste Brunnen der Stadt und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Über die Person, die die Statue darstellen soll, herrscht Uneinigkeit. Einerseits soll es der Ritter Roland, der legendäre Schützer der Stadtrechte sein, andererseits sprechen manche von Kaiser Maximilian II.

An den Hauptplatz schließt im Norden der Franziskanerplatz (Frantiskanske Namestie) an. Die Franziskanerkirche (Frantiskansky Kostol) ist die älteste Kirche in Bratislava. Ihr gegenüber liegt das Mirbach Palais (Mirbachov Palac), darin befindet sich ein Teil der Städtischen Galerie. Es ist mir fotografisch entgangen.

Bleibt noch das Michaelertor (Michalska Brana) zu erwähnen. Es ist das einzige noch erhaltene der ursprünglich drei vorhandenen Tore der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Dieses Tor wurde schon im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1830 war Bratislava die Krönungsstadt des Königreichs Ungarn. Das Michaelertor war dabei eine Station auf dem Krönungsweg. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turm in der heutigen Form errichtet und erhielt seinen barocken Turmhelm mit der Statue des Erzengels Michael. Heute befindet sich darin eine Waffenausstellung.

Unmittelbar neben dem Michaelertor befindet sich ein schmales Haus mit nur einer vertikalen Fensterreihe. Es soll mit seinen 130 cm das schmalste Haus Europas sein. Vom Michaelertor abwärts führt eine Straße, die nach links wieder zurück zum Hauptplatz verzweigt. Nach ein paar Spaziergängen durch die Altstadt Bratislavas ist man schon an jeder Ecke mal vorbeigekommen, ein putziges kleines Städtchen ist das!

Für heute ist aber noch ein Spaziergang zur Burg Bratislava (Bratislavsky Hrad) geplant. So gehen wir an unserem Hotel vorbei die Straße den Burgberg hinauf. Dass die Burg gerade renoviert wird und hinter Baugerüsten verschwindet, haben wir gestern schon bei der Ankunft von unten aus gesehen. Aber als wir dann oben ankommen, wird erst das wirkliche Ausmaß sichtbar. Das ganze Areal ist eine einzige Baustelle. Rundherum alles aufgegraben und abgesperrt, das Gebäude komplett eingerüstet, und zwar von allen Seiten und von den Turmspitzen bis zum Erdboden.

Der Bratislaver Burgberg ist schon seit der Steinzeit besiedelt. Es handelt sich hier um einen Ausläufer der Kleinen Karpaten, der sich zur Donau hin erstreckt. Um 800 wurde die Burg das erste Mal erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder umgebaut. Im 15. Jahrhundert entstand erstmals der vierflügelige Grundriss, der auch heute noch vorhanden ist. Auch weiterhin erfolgten Zerstörungen, Wiederaufbau und Umbauten. Zuletzt vernichtete ein Feuer im Jahre 1811 einen Großteil der Gebäude, bis nach dem Zweiten Weltkrieg ragten nur die Ruinen über die Stadt. Von 1953 bis 1968 dauerte die Renovierung. Und nun haben wir das große Glück bei einem weiteren Meilenstein in der baulichen Entwicklung vorbeispazieren zu dürfen.

Eine Ansicht der Burg ziert seit dem 1.1.2009 einen Teil der in der Slowakei neu eingeführten Euro-Münzen. Die Burg dient heute zu Repräsentationszwecken und beherbergt das Historische Museum. Von der Burg aus hat man natürlich einen weiten Blick über Bratislava. Über die Donau führt die Neue Brücke (Novy Most) mit einer Spannweite von circa 300m und einer Breite von 21m. Auf dem Brückenpfeiler ist in 80m Höhe das Restaurant UFO untergebracht. Auf der anderen Seite der Donau liegt der Stadtteil Petrzalka. Beim Ausblick darauf verschlägt es mir echt die Sprache vor so viel "baulicher Abscheulichkeit".

Wir gehen nicht den gleichen Weg zurück nach unten, sondern einen ausgesprochen netten Spazierweg, der bis zum Donauufer hinunterführt. Wir kommen dabei auch am Sigismundtor vorbei, das bereits aus dem 15. Jahrhundert stammt. Vorübergehend lassen sich ein paar Sonnenstrahlen blicken. Hin und wieder gibt es ein Fleckchen blauen Himmels zu sehen. Die Fotos schauen alle auch gleich viel freundlicher aus.

Wir kommen nun noch beim Haus zum Guten Hirten (Dom U Dobreho Pastiera) vorbei, ein Haus im Rokoko-Stil. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum es extra im Reiseführer erwähnt wird, es schaut auf alle Fälle total unproportioniert aus, denn es hat eine ganz schmale Seitenfassade. Das ist das Auffallende daran. Das Haus beherbergt das zum Städtischen Museum gehörende Uhrenmuseum. Der Gute Hirte ist eine kleine Figur an der Ecke der Fassade, ich habe ihn gar nicht gleich entdeckt.

Jetzt fehlt uns noch die Kathedrale des Heiligen Martin (Katedrala Svateho Martina), auch Martinsdom genannt, in unserer Besichtigungsliste. Wir sind schon ein paar Mal daran vorbeigekommen, aber sie war immer verschlossen. Jetzt ist sie zwar geöffnet, aber dafür findet hier gerade eine Hochzeit statt. Darum kann ich leider nicht im Inneren der Kirche herumgehen und Fotos machen.

Die Kirche ist ursprünglich im gotischen Stil erbaut, sie geht zurück auf das 15. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde der Innenraum barockisiert. Der Turm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts neu erbaut. Das heutige Aussehen erhielt die Kirche in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die barocken Elemente wurden wieder weitgehend entfernt.

Wie schon erwähnt war Bratislava von 1563 bis 1830 Krönungsstadt der ungarischen Könige. Insgesamt 11 Könige, der erste war Maximilian II, und 8 Königinnen wurden hier in dieser Kathedrale gekrönt. Auch Maria Theresia gehört dazu. Zur Erinnerung daran befindet sich seit 1847 an der Spitze des Turms nicht ein Kreuz sondern ein Paradekissen mit einer Nachbildung der Ungarischen Stephanskrone.

Wir überqueren nun die Donau auf der Neuen Brücke (Novy Most) und statten dem Einkaufszentrum Aupark einen Besuch ab, auch dort sieht es aus wie in einem Einkaufszentrum bei uns. Man bekommt extrem müde Füße, eben auch genauso wie bei uns ...

Am Abend dieses Tages machen wir natürlich noch einen Rundgang in der Altstadt, das gehört zu jeder Stadtbesichtigung dazu, denn am Abend hat jede Stadt einen ganz besonderen Reiz.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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