Helga
Buchegger
|
||||
"Porto Santa Margherita"
Diese "Reisegeschichte" fällt total aus dem Rahmen. Sie passt nicht zu den anderen auf meiner WebSite. Denn sie beschreibt nicht den chronologischen Ablauf einer Besichtigungsreise, sondern sie ist nichts anderes als eine Liebeserklärung an unseren Sommerurlaubsort Porto Santa Margherita in der Nähe von Caorle an der oberen Adria. Und trotzdem oder gerade deswegen muss es diese Seite geben. Denn seit mehr als 20 Jahren "reisen" wir im Sommer so oft wie nur irgendwie möglich in diesen kleinen Ferienort, und "Geschichten" darum herum gibt es natürlich in Hülle und Fülle.
Die kleinen Fotos kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.
So hat alles angefangenGerhard war schon immer ein Italien-Urlauber, von klein auf (Link zu seiner "Italien"-Seite), ich überhaupt nicht. Ich war viel öfter in Österreich, Jugoslawien und Griechenland unterwegs. Unser erster gemeinsamer Urlaub im Juni 1988 ging einfach ins Blaue, und wir sind dabei in Pinarella di Cervia, einem der zahllosen Badeorte zwischen Ravenna und Rimini gelandet. Was das mit Porto Santa Margherita zu tun hat? Sehr viel! Denn auf der Rückfahrt wollten wir für einen im Juli mit Gerhards Kindern (damals 6 und 9 Jahre alt) geplanten Urlaub gleich im "Vorbeifahren" eine Ferienwohnung buchen. Wir hatten kein bestimmtes Ziel im Auge, es sollte nur wesentlich weiter oben an der Adria sein, damit die Anreise möglichst kurz ist. Ja ... und da sind wir dann in Porto Santa Margherita "reingestolpert" ... und für immer geblieben.
Lage, CharakteristikPorto Santa Margherita liegt in unmittelbarer Nähe von Caorle, nur durch die Mündung der Livenza in die Adria davon getrennt. Genaugenommen gehört es zur "Comune di Caorle", also zum Gemeindegebiet. Wenngleich es komplett anders ist. Denn Caorle ist eine Urlauberhochburg mit einer malerischen, reizvollen Altstadt und vielen Hotels in allen Größen und Kategorien. In der Hochsaison findet man dort an allen Ecken und Enden ausländische Urlauber, die Österreicher haben dabei deutlich die Oberhand. Porto Santa Margherita dagegen hat nur eine Handvoll Hotels, dafür aber viele Apartment-Häuser, Reihenhäuser und Villenviertel. Viele Wohnungen und Villen gehören Italienern und werden von ihnen im Sommer für ein paar Wochen Urlaub und zu den Wochenenden bewohnt und zusätzlich auch noch an andere Familienmitglieder zu diesem Zweck weiter vergeben. Ein vergleichsweise kleiner Anteil ist zum dauernden Vermieten durch Urlaubsagenturen gedacht. Viele Frauen wohnen im Sommer mit ihren Kindern hier, die Männer sind nur samstags und sonntags da. Außerdem ist der Ort am Wochenende ein überaus beliebtes Bade-Ausflugsziel für das Umland und dann auch wirklich "extrem voll".
OrtsansichtenPorto Santa Margherita wurde offensichtlich auf dem Reißbrett geplant. Man hat hier einen Yachthafen, "Marina4", errichtet, der über die Mündung der Livenza erreicht werden kann, und der Ferienort wurde darum herum angelegt. Dieser Hafen, der damit sozusagen das Herz des Ortes bildet, bietet circa 500 Bootsanlegeplätze. Er ist offensichtlich voll ausgelastet, denn er wurde in den letzten Jahren um weitere Anlegestellen in der Einfahrt erweitert.
An der Ortseinfahrt für den Autoverkehr befindet sich ein auffälliger, in Stufen angelegter Brunnen. Ein Stück weiter steht auf der linken Seite eine kleine Marien-Statue auf einem Felsen. Man befindet sich hier schon in Hafennähe, auf dem Corso Venezia, der von dort schnurgerade im spitzen Winkel bis fast zum Meer führt. Parallel zum Corso Venezia, vom Hafen aus, erstreckt sich die autobefreite Hauptstraße, der Corso Genova, mit vielen Geschäften, Restaurants und Bars. Dahinter liegt der Piazzale Portesin, der einen unmittelbaren Zugang zum Strand hat. Alle anderen Straßen sind parallel dazu oder im rechten Winkel um das Zentrum herum angeordnet. Nur die Viale Lepanto macht eine Ausnahme, sie beschreibt mehrere Bögen und verläuft mehr oder weniger parallel zur Strandlinie. Sie ist eine weitere wichtige Lebensader des Ortes, wo sich auch Einkaufsmöglichkeiten und Lokale befinden.
Folgt man der Viale Lepanto in Richtung Livenza und biegt dann in eine Nebenstraße ab, erreicht man den Traghetto (die Fähre). Er verbindet Porto Santa Margherita mit Caorle, und es haben darauf zuhöchst vier Autos und eine Menge Fußgänger und Fahrräder Platz. Die Überfahrt ist billig, angenehm (es ist eben "ein bisserl Schifferlfahren"), aber sehr kurz. Die Mündung der Livenza ist von zwei ziemlich weit ins Meer hinausreichenden Molen gesäumt. Sie ist nicht nur die Einfahrt für den Hafen von Porto Santa Margherita sondern auch für den Fischerhafen von Caorle. Die einen biegen links ab in die Marina4, die anderen fahren rechts und dann durch den Canale dell' Orologio bis nach Caorle. Man kann von der Fähre weg an der Livenza entlang bis an die Spitze der Mole zum Leuchtfeuer hinausspazieren. Diese Gegend ist einer meiner Lieblingsplätze in Porto Santa Margherita. Wir haben hier schon viele Stunden damit verbracht, den aus- und einlaufenden Seglern und Fischerbooten, aber auch den einheimischen Fischern, die dort fast zu jeder Tageszeit anzutreffen sind, zuzusehen. Es tut sich hier immer was, aber es ist niemals hektisch. Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre alles in Watte gepackt, so friedlich und harmonisch ist es.
Meer, Strand, SandDer Strand beginnt unmittelbar bei der Livenza-Mündung und geht - unterteilt von unzähligen Wellenbrechern - in den Strand des nächsten Ferienortes über. Er ist relativ sanft abfallend, also immer noch ideal für kleine Kinder, man muss aber trotzdem nicht besonders weit gehen, um schwimmen zu können. Natürlich gibt es deswegen hier sehr viele Urlauberfamilien mit Nachwuchs in allen Altersgruppen. Wenn man die Kinder beobachtet, kann man erkennen, dass sie sich hier (wie auch an anderen flachen Sandstränden) im Paradies befinden. Da gibt es offensichtlich keine Langeweile, Wasser, Sand, Schauferl und Küberl reichen für das Urlaubsglück stundenlang aus. Mit den sehr kleinen Kindern rücken die Mütter erst gegen Abend zum Strand aus. Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf sind sie putzmunter, und das bis in die Nacht hinein, wenn unsereins schon müde gähnt. Seit Jahren wird laufend ausgebaut, die mit Sonnenschirmen und Liegen ausgerüsteten Bereiche werden immer mehr. Es bleibt zu hoffen, dass wir auch in Zukunft noch ein Fleckchen finden, wo wir unsere Badetücher hinlegen können. Wir gehören nämlich nicht zu den "Ganztages-Strandliegern". Das ist uns viel zu fad und auch zu heiß. Wir kommen zum Schwimmen her und bleiben meist nicht lange heraußen sitzen. Wir brauchen also weder Sonnenschirm noch Liege. Wir gehen aber auch gerne stundenlang am Strand entlang spazieren, dabei wird uns nie langweilig. Das ist immer schön, besonders wenn es noch menschenleer ist, weil es erst Morgen oder noch in der Vorsaison ist, aber auch wenn wir uns den Weg zwischen Sandburgen, spielenden Kindern und sonnenhungrigen Urlaubern bahnen müssen und kaum durchkommen. Der Strand wird in der Badesaison sehr gut gepflegt und sauber gehalten. Auch das Wasser ist sauber, einen grünen Algenteppich habe ich hier nur ein einziges Mal gesehen, es war nur einen Tag lang, und es ist 20 Jahre her. Man hat damals auch in dieser Gegend reagiert und gerade noch rechtzeitig gegengesteuert. Heute ist Porto Santa Margherita stolz auf den gepflegten Strand und die gute Wasserqualität, in den letzten Jahren, so auch in 2011, hat man dafür wieder die "Bandiera Blu" ("Blue Flag") von der FEE (Foundation for Environmental Education) verliehen bekommen. Am Wochenende ist der Strand allerdings oft so voll von Tagesausflüglern, dass wir gar nicht hingehen und uns nur im Pool abkühlen, den die meisten guten Häuser hier haben, darum ist das für uns auch ein unverzichtbares Kriterium bei der Auswahl der Unterkunft.
Sport, Freizeiteinrichtungen, UnterhaltungAlso eines muss ich gleich festhalten: Für die Jugend (damit meine ich - pauschal und ziemlich weit gefasst - Menschen im Alter von "Nicht-Mehr-Sandspielen" bis "Noch-Keine-Kinder-Haben") ist es wahrscheinlich ziemlich öd hier, für begeisterte Sportler auch. Man kann ein Tretboot mieten und es gibt einen Surfbrettverleih und eine Segelschule. Ob das Surfen und Segeln hier Spaß macht, weiß ich nicht, ich habe mich nie dafür interessiert. Man findet außerdem einen Tennisplatz, einen Beachvolleyballplatz, eine Minigolfanlage und Trampoline. Ein neu errichtetes Hallenbad gibt es auch. Der nächste Golfplatz ist schon ein ganzes Stück entfernt. Ein Golfspieler sollte sich daher ein dazu näher liegendes Domizil suchen. Natürlich gibt es einen Fahrradverleih, der auch mit mehrsitzigen Gefährten ausgerüstet ist. Manche davon fahren elektrisch, wobei wir mit diesem Gerät das Thema Sport offensichtlich schon wieder verlassen haben. Es gibt auch noch eine Boccia-Bahn. Die wird allerdings ausschließlich von den Einheimischen (meist älteren Herren) frequentiert. Die Gesichter dort kennen wir alle schon über lange Jahre. Und es wird mit Begeisterung gespielt, an manchen Wochenenden und natürlich speziell zu Ferragosto gibt es Turniere, bei denen es wirklich heiß her geht. Ich schaue beim Rückweg vom Strand immer gerne ein Weilchen zu, aber in 100 Jahren werde ich die Regeln noch nicht bis ins Detail kapiert haben. Da wird nämlich eine Wissenschaft daraus gemacht. Ich bin aber immer wieder erstaunt, mit welcher Präzision und wie gefühlvoll manche ihre Kugel auf die Bahn schicken oder mit einem geschickten Wurf die gegnerische Kugel aus dem Weg räumen. An Unterhaltung für Kinder gibt es ein Ringelspiel, ein kleines Ketten-Karrussel, eine Mini-Achterbahn, elektrobetriebene Autos und einen Mini-Zug. Beim "Schwänefischen" kann man kleine Spielsachen gewinnen, es gibt Zuckerwatte, geröstete Mandeln und Crepes mit Nutella. Alle diese Dinge sind offensichtlich äußerst beliebt und stark frequentiert. Mit Cafés, Gelaterias und Strandbars ist der Ort sehr gut ausgestattet. In der Hauptsaison ist immer irgendetwas los. Es darf getanzt werden, in manchen Bars spielt Live-Musik, auf dem Piazzale Portesin gibt es Theaterstücke, Zaubervorführungen und Kinofilme (alles in Italienisch) und manchmal treten Chöre oder Tanzgruppen auf. Auf der Hauptflaniermeile trifft man auch öfter auf Straßenkünstler. Wir haben schon ein paar Mal Live-Auftritte auf einer Open-Air-Bühne erlebt, und da waren auch schon wirklich gute Leute dabei, zum Beispiel eine "Queen"-Cover-Band oder auch eine Gruppe, die Hits von Pink Floyd, Santana usw. gespielt hat und zum Drüberstreuen natürlich auch ein paar bekannte italienische Songs. Ganz egal, was sich tut in Porto Santa Margherita, auch wenn gar nichts Spezielles los ist: Ein abendlicher Spaziergang ist für uns ein absolutes Muss. Besonders schön ist das natürlich in der Hauptsaison, wenn viele Leute unterwegs sind und die Nacht wunderschön und lau ist. Dann kann man so richtig das italienische Lebensgefühl einsaugen. Hier ist ein kleiner Rundgang im abendlichen Porto Santa Margherita fotografisch festgehalten:
Einkaufen und GastronomieUnnötig zu betonen, dass es einem hier an nichts fehlt. Geschäfte für Strandartikel und Kosmetik, Gewand- und Schuhläden, Souvenir- und Modeschmuckhändler, ... natürlich auch eine Apotheke, es ist alles vorhanden. Und es ist alles sieben Tage in der Woche und bis spät in den Abend hinein geöffnet, zumindest in der Urlaubs-Saison. Jeden Dienstag am Abend gibt es in Hafennähe einen "mercato". Der ist zwar sehr klein, also nicht zu vergleichen mit dem jeden Samstagvormittag in Caorle stattfindenden, riesigen Markt, aber im Prinzip wird alles angeboten, was man halt gern mal im Urlaub einkaufen möchte, also Modeschmuck, Taschen, Gürtel, Schirme, T-Shirts, Unterwäsche,... Da es Abend ist, ist es noch dazu wesentlich stimmungsvoller ... und man geht immer mit irgendeinem Stück nach Hause. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls bestens gesorgt in Porto Santa Margherita, es gibt eine ganze Reihe von Restaurants, Cafés und Bars, aber auch mehrere Bäckereien, Fleischhauereien und Supermärkte. Auch ein Fischgeschäft ist vorhanden. Mit der Zeit hat man natürlich gewisse Präferenzen. Man geht dorthin, wo der "prosciutto crudo San Daniele" (Rohschinken) so dünn aufgeschnitten wird wie sonst nirgends und die "panini con olive" (Olivenbrötchen) so knusprig und saftig sind, wie man sie eben am allerliebsten mag. Weil wir das alles schon wissen, haben wir natürlich einen Riesenvorteil. Wir haben dadurch "Urlaub von der ersten Minute" weg, wir müssen nichts suchen und herausfinden. Allerdings gibt es auch immer wieder Veränderungen. Unseren "prosciutto" haben wir zum Beispiel schon an mehreren verschiedenen Stellen eingekauft, weil Geschäfte geschlossen haben oder die Qualität von einem Jahr aufs andere nicht mehr stimmte. Ein paar Dinge haben wiederum schon seit 20 Jahren Bestand, zum Beispiel die "Gelateria Fiesta", für uns hat sie einfach das allerbeste Eis. Auch die "Panificeria Pavan" frequentieren wir bereits seit Anbeginn unserer Aufenthalte hier. Und
natürlich ganz wichtig ... unser Stammlokal: Der Ausdruck Stammlokal ist jetzt etwas irreführend. Denn erst im Jahr 2009 hat die Lokalität gewechselt. Die handelnden Personen, eben Roberto und Luisa, mit einem Großteil ihrer Belegschaft sind glücklicherweise gleich geblieben. Die beiden haben im Jahre 1996 ein Lokal am Corso Pisa eröffnet. Vom ersten Jahr weg bis 2008 waren wir dort überaus gut betreute und sehr treue Gäste. Zu Jahresbeginn 2009 sind sie ins Ristorante "Twister" übersiedelt. Das liegt in der Viale Lepanto 105, hat einen gemütlichen, schön eingerichteten Gastraum und einen großen, teilweise überdachten Gastgarten. Also das Ambiente ist sogar noch schöner geworden.
Die Speisekarte ist reichhaltig. Und, was noch wichtiger ist: Die Qualität der angebotenen Speisen und Getränke ist absolute Spitze, das war schon immer so, und auch hier im neuen Restaurant gilt es. Früher haben wir hin und wieder auch ein anderes Lokal aufgesucht, aber mittlerweile wissen wir, dass wir nirgends so zufrieden sind wie hier. Man könnte vielleicht meinen, dass man bei einem "fritto misto" (gemischtes Frittiertes, dabei handelt es sich um Meeresfrüchte) nicht viel falsch machen kann, aber wer einmal eines von Roberto gegessen hat, der weiß, dass es eben doch nicht egal ist, wie oft das Öl gewechselt wird und welche Qualität man dabei verwendet und ob die Mischung an Meeresfrüchten dabei vielfältig ist. Und man kann sich generell sicher sein, dass Muscheln, Garnelen und Fisch hier immer frisch und perfekt zubereitet sind. Weil wir schon so lange Stammgäste sind, werden wir natürlich auch ein wenig bevorzugt behandelt. Wenn wir es rechtzeitig sagen, bekommen wir auch hin und wieder eine "Extrawurst gebraten". Da gibt es dann zum Beispiel "pesce al forno" (Fische aus dem Backrohr), da werden Fische und Meeresfrüchte in einer großen rechteckigen Pfanne mit viel Gemüse und schmackhaften Gewürzen im Ofen gegart. Die Speise kommt mit der Pfanne direkt auf den Tisch. Die anderen Gäste frisst dann immer der Neid, wenn wir uns über dieses Gustostück hermachen. Und auch sonst bekommen wir hin und wieder Spezialitäten, die nicht in der Speisekarte stehen. Aus dem umfangreichen Angebot aus unserer Sicht besonders zu empfehlen und fast immer verfügbar (manches hängt da natürlich von der Saison ab) sind "spaghetti marinara della casa" (Spaghetti nach Seemannsart, also mit Meeresfrüchten, nach Art des Hauses), "spaghetti carbonara" (mit Ei, Obers und Speck), "lasagne", "cozze alla marinara" (Miesmuscheln nach Seemannsart), "vongole" (Venusmuscheln) entweder "rosso" (in Tomatensauce) oder "bianco" (in Weißweinsauce), "canestrelli" (ich kenne die deutsche Übersetzung dafür nicht), "cappesante" (Jakobsmuscheln), "grigliata mista di pesce" (gemischte, gegrillte Fische), ... oder eben das bereits lobend erwähnte "fritto misto". Da Roberto auch Wert auf Qualität bei den Getränken legt, bestellen wir dort immer den offenen roten Hauswein. Das ist ein sehr fruchtiger Cabernet, er wird, wenn es sehr heiß ist, leicht gekühlt serviert und schmeckt ausgezeichnet. Nach einem guten italienischen Essen gibt es natürlich einen "caffè". Wenn ein Italiener das bestellt, ist es selbstverständlich, dass er das bekommt, was man bei uns einen Espresso nennt. Wenn ein Tourist das bestellt, wird er vielleicht genauer gefragt, was er haben möchte. Es könnte ja sein, dass er keine Ahnung hat, was das ist, dass er vielleicht in Wirklichkeit einen "cappuccino" haben möchte oder sonstwas. "liscio" heißt "ganz normal", "corretto" heißt zwar eigentlich "ehrlich und anständig", aber beim Kaffee bedeutet es, dass ein Schuss Schnaps drinnen ist. Die Ausführungen über Kaffee könnte man hier noch lange fortsetzen, ich bin aber überhaupt kein Fachmann. Ich bestelle einen "caffè" und kriege genau das, was ich will, etwas Winziges, aber wunderbar Geschmackvolles. Und wer noch nie einen "sgroppino" (Zitroneneis, Wodka, Prosecco) getrunken hat, sollte das ganz schnell nachholen. Roberto ist der Koch, er beschäftigt natürlich auch andere Personen in der Küche und einen "pizzaiolo" (Pizzabäcker). Wenn Roberto am späteren Abend aus der Küche kommt und sich hin und wieder zu seinen Stammgästen setzt, dann weiß man, der Tag ist für ihn gelaufen, und der Stress ist vorbei. Luisa ist im Service und in der Bar tätig. Roberto hat immer sehr gutes, schnelles und zuvorkommendes Personal. Eine langjährige Mitarbeiterin ist Teresa, sie ist ein richtiger "Schatz" ("un tesoro") in diesem Unternehmen, bleibt immer ruhig und freundlich, auch wenn es noch so heiß her geht. Luisa und Teresa "schaukeln" den ganzen Restaurantbetrieb. A questo punto mille grazie per tanti anni di .... Kleines Detail am Rande: Luisa und Roberto sind im Juni 2009 Oma und Opa geworden. Ristorante Twister hat mittlerweile auch einen eigenen Web-Auftritt. Hier ist der Link zur deutschen Version. Also wo wir essen hingehen, ist hiermit ausreichend dokumentiert. Hier gibt es noch ein paar Informationen, was und wo wir hier einkaufen, um uns damit zum Frühstück, zur Mittags-Zwischenmahlzeit und an den Abenden, an denen wir nicht ins Restaurant gehen, zu versorgen. Butter, Joghurt, Mozzarella, eingelegtes Gemüse, Olivenöl, Nudeln, Wein, ... kaufen wir beim "In's", das ist ein Diskonter an der Hauptstraße in Richtung Caorle. Die anderen Dinge besorgen wir meistens im "Aliper", das ist ein noch ziemlich neuer Supermarkt der Extraklasse in Altanea. Das liegt ein kleines Stück südlich von Porto Santa Margerita und ist eine erst in den letzten Jahren entstandene Feriensiedlung. Dieser Supermarkt zeichnet sich durch auffallend freundliches und gutes Personal aus, ist sehr gut sortiert, die Fische sind frisch und das Angebot dabei sehr groß, "prosciutto crudo" (Rohschinken), "salame", "sopressa" (eine spezielle Salami-Art) und "pancietta coppata" (gerollter Speck) werden wirklich hauchdünn aufgeschnitten, es gibt Brot-Spezialitäten, und Obst und Gemüse werden in ausgezeichneter Qualität und in Selbstbedienung angeboten. Man kann dort auch fertige, noch warme Speisen einkaufen, was wir allerdings nie tun, denn wir sind begeisterte "Selber-Fisch-Brater". Fleisch kommt bei uns im Urlaub nie auf den Tisch, es sei denn in Form von prosciutto etc. zum Frühstück und zur Zwischenmahlzeit. Am Abend werden fast immer Fische oder Meeresfrüchte gebraten. Und es gibt dazu Tomatensalat mit frischem Basilikum, fast immer auch gebratenes Gemüse. Dabei haben es uns besonders die Melanzani angetan. Von denen machen wir immer gleich ein bisserl mehr. Denn man kann die übriggebliebenen am nächsten Tag prima kalt verspeisen, mit ein paar Schwänzchen "alici"(eingelegte Sardellen) und viel Weißbrot ... ein Gedicht! Auch die Zucchini sind hier besonders gut. Sie werden ganz klein und zart geerntet und sind dementsprechend fein. So kleine Zucchini wie hier kann man in Österreich nicht einkaufen. Besonders gerne essen wir auch "antipasti misti" (gemischte Vorspeisen), die bei uns allerdings keine Vorspeise darstellen, sondern eine magenfüllende Hauptmahlzeit. Da gibt es dann "insalata di polpo" (Tintenfischsalat), "sardine in saor" (eingelegte Sardinen mit Zwiebel),"alici" (Sardellen), "seppiolini" (kleine eingelegte Tintenfische), "gamberetti" (Garnelen), "pomodori secchi" (getrocknete, in Öl eingelegteTomaten), ... Dass man zu all den Köstlichkeiten am liebsten eine Flasche Wein aufmacht, versteht sich von selber. Zu Fisch sollte man ja eigentlich Weißwein trinken, wir mögen aber nur Rotwein. Bevor es jetzt aber aussieht, als würden wir nur zum Essen und Trinken herkommen, wenden wir uns dem nächsten Thema zu.
UmgebungGleich ein Geständnis vorweg: Wir bewegen uns gar nicht gerne weg hier. Wir kommen nicht hierher, um unseren Urlaubsort als Stützpunkt für Besichtigungen zu verwenden. Ich reise zwar gerne und schaue mir gerne was an, und ich hoffe auch in Zukunft noch viele interessante Reisen machen zu können. Aber die finden zwischen Oktober und April statt. Im Sommer gehört unser Herz ganz und gar Porto Santa Margherita, und wir kommen möglichst viel hierher, um hier zu leben, nicht um zu reisen und herumzufahren.
Caorle: Zu einem Aufenthalt in Porto Santa Margherita gehören aber trotzdem ein oder mehrere Besuche in Caorle dazu. Man kann mit dem Auto hinfahren, denn Caorle hat sein Verkehrsproblem perfekt gelöst: Es steht ein riesengroßer, kostenloser Parkplatz, von dem man die Altstadt in wenigen Minuten erreichen kann, zur Verfügung. Man kann aber auch ganz bequem und autolos von Porto Santa Margherita nach Caorle kommen, wenn man halbwegs gut zu Fuß ist. Man benützt einfach die schon erwähnte Fähre über die Livenza. Auf der anderen Seite erwartet einem eine Strandpromenade, die bis ins Herz der Altstadt von Caorle führt. Es empfiehlt sich, auf die Betriebszeiten der Fähre zu achten, sie hat eine Mittagspause, und die Zeiten sind von Saison zu Saison verschieden. Es ist sehr unangenehm, die letzte Fähre am Abend zu versäumen, denn der Weg über die Brücke ist extrem weit und unpraktisch für einen Fußgänger, ich würde fast sagen, das ist nicht zu machen. Caorle ist ganz anders als Porto Santa Margherita, es ist malerisch, die Altstadt ist bunt und lebendig. Die "Cattedrale di Santo Stefano" (Kathedrale zum Heiligen Stefan), auch "Duomo di Caorle" (Dom) genannt, stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist durchaus sehenswert. Der dazugehörige Campanile ist ein wenig schief und ein sehr beliebtes Fotomotiv. Caorle ist auf jeden Fall schön zum Flanieren, zum Einkaufen, zum Leute-Schauen, aber ich möchte hier nicht urlauben. Das würde mir nicht gefallen.
Venedig: Diese wunderschöne Stadt ist nur circa 50 Kilometer entfernt. Wir sind daher in den vergangenen Jahren schon oft von Porto Santa Margherita aus hingefahren. Es gibt dazu mehrere Möglichkeiten. Zuerst einmal den öffentlichen Bus, das ist eher ermüdend und unpraktisch. Dann eine Schiffsreise mit dem Schiff "Caorle" von Caorle (Abfahrt im Fischerhafen) aus, bei der man in der Früh losfährt und am Abend wieder zurückkommt. Und die dritte Version ist, mit dem Auto bis Punta Sabbioni zu fahren, das Auto dort auf einem bewachten Parkplatz abzustellen und mit einem Schiff durch die Lagune direkt bis zum Markusplatz zu fahren. Für mich ist das die beste und von uns schon mehrmals praktizierte Variante. Es ist immer wieder schön. Wir versuchen, dafür meist einen nicht so strahlend schönen und heißen Tag auszusuchen, aber meistens verrechnet man sich dabei ohnehin. Und Venedig im Sommer ist abgesehen davon, dass es vor lauter Touristen aus allen Nähten platzt, durch die Hitze immer ziemlich strapaziös. Aber eben wunderschön! Da kann man ein bisserl Strapazen schon auf sich nehmen. Lust auf mehr Informationen und tolle Fotos von
Venedig?
Lagune e valli storiche di Caorle (Die Lagunen und historischen Täler von Caorle): Ein Ausflug mit dem Schiff "Arcobaleno" in die Lagune von Caorle ist sehr empfehlenswert. Man startet dabei ebenfalls im Hafen von Caorle, fährt den Canale dell' Orologio entlang, bei der Drehbrücke vorbei (da wird der Autoverkehr gestoppt und die Brücke mit einem händisch betriebenen Mechanismus weggedreht, damit das Schiff passieren kann) hinaus in die Lagune, ins Schilf, zu den (heute nicht mehr alten, sondern nachgebauten) "Casoni" (Schilfhäusern). "Il mondo que fu di Ernest Hemingway" ... der soll hier viel Zeit verbracht haben. Es ist hier trotz der Tatsache, dass es touristisch aufbereitet ist, immer noch ein wenig so, als würde die Zeit stehen bleiben. Über Falconera und ein Stück der Küste entlang gelangt man wieder an den Ausgangspunkt zurück, ein wirklich schöner Ausflug. Portogruaro und San Donà di Piave: Das sind die nächsten größeren Orte in der Umgebung, Portogruaro in Richtung Norden und San Donà in Richtung Süden. Dort gibt es Supermärkte, Einkaufszentren, Möbelhäuser, McDonalds oder Burger King, ... Also wenn man etwas Spezielles sucht, was im Urlaubsort nicht zu haben ist, ... dort findet man es sicher. Portogruaro ist außerdem eine hübsche kleine Stadt, die man sich unbedingt einmal anschauen sollte.
Die Frage nach dem "Warum?"Manchmal fragen wir uns allen Ernstes, ... warum? Was ist so schön an sechsstöckigen Apartment-Häusern? Was an einer kleinen Flaniermeile mit Cafés und Geschäften? Was an einem sonnenschirmbestandenen Sandstrand? Was an - besonders in der Hauptsaison - sehr lauten Nächten? Was macht für uns eigentlich den Reiz aus? Eine sehr positive Eigenschaft fällt sofort auf: Es ist alles "herausgeputzt" und sauber. Es gibt viele Blumen und blühende Sträucher, sowohl die öffentlichen Grünflächen als auch die privaten Gärten und Vorgärten werden mit Liebe gepflegt und gehegt. Die Häuser wurden allesamt in den letzten Jahren renoviert und frisch heruntergeputzt. Straßen, Parkflächen, Fußgängerzone, Strandpromenade, ... alles wurde neu hergerichtet, mit Beleuchtung versehen und wird bestens in Schuss gehalten. Müllbeseitigung, Straßenreinigung usw. funktionieren perfekt. Allerdings kämpft der Ort auch mit ein paar "Ruinen". Die auffälligste ist eine riesige Wasserrutsche, ein Teil eines schon jahrelang aufgelassenen Freibades. Es war schon zu seiner Betriebszeit nicht recht einladend und meines Erachtens schlecht gepflegt. Heute ist dort alles überwuchert, es ist ein eigenartiger Anblick, zu sehen, wie die Natur teilweise das Areal zurückerobert. Die Reste des Bades zu entfernen kostet offensichtlich zu viel Geld. In relativer Nähe zum Ortszentrum gibt es außerdem auch einen unansehnlichen Gebäudekomplex, aus dem bereits seit vielen Jahren die dort ansässigen Geschäfte weggegangen sind, alles verfällt und verwuchert, und es schaut überhaupt nicht schön aus. Und leere Geschäfte mitten im Herz des Ortes, in den Einkaufsstraßen stören auch ein wenig die Optik. Aber das ist eben nur ein kleiner Teil des Ortes. Im Frühling ist in Porto Santa Margherita noch "tote Hose". Es ist absolut nichts los. Andrerseits ist es sogar schon zu dieser Zeit ziemlich laut, weil überall gearbeitet und renoviert wird. Die nächste Saison will schließlich vorbereitet sein. Das kann manchmal ganz schön nerven. Sind die Menschen in der Nacht endlich ruhig, machen die Frösche und die Käuzchen Lärm. Hingegen blühen zu dieser Jahreszeit die Sträucher und die Rosen, und es duftet betörend. Außerdem sind Strandspaziergänge im Frühling besonders schön. Es sind noch wenig Leute unterwegs, und die Temperaturen sind moderat. Im Sommer ist es sowieso immer laut. Schon morgens beginnt es mit dem Gurren der Tauben, dem Schnattern der Elstern und allgemeinem Vogelgezwitscher. Untertags läuft immer irgendwo einer seinem Rasenmäher hinterher, es fährt eine Kehrmaschine oder ein Motorradfahrer dreht voll auf. Immer dudelt eine Musik, aus der Strandbar, aus dem Ringelspiel, aus den Kaffeehäusern. Beim Mittagessen auf den Terrassen und Balkons wird lauthals diskutiert, Kindergeschrei ist ganz normal, Hundegebell allerorten. Am Abend wird der Pegel dann noch mal gehörig hinaufgeschraubt, das geht bis in die tiefe Nacht hinein. Dann wird es endlich ruhig, nur mehr das Meeresrauschen ist zu hören. Wenn ich um diese Zeit zufällig aufwache, genieße ich diese Stille ganz besonders. Aber es dauert nicht lange und man hört die Fischerboote aus Caorle aufs Meer hinaustuckern ... und bald beginnt wieder alles von vorne. Aber gerade diese fröhliche, laute, urlaubsgestimmte Betriebsamkeit macht einen großen Teil des Reizes für uns aus. Zu Ferragosto erreicht diese Betriebsamkeit dann ihren Höhepunkt. Da ist der Strand voll, die Restaurants platzen aus allen Nähten, und sollte man auf die Idee kommen, das Feuerwerk in Caorle sehen zu wollen, dann muss man schon ein wenig Verkehrschaos in Kauf nehmen. Die Italiener feiern Ferragosto mit großer Begeisterung. Man muss das einmal erlebt haben. Die meisten ausländischen Urlauber machen um diese Zeit einen großen Bogen um Porto Santa Margherita. Und deswegen ist der Ferienort dann wirklich voll und ganz in italienischer Hand. Im Herbst wird das Wetter oft schlagartig kühl und unfreundlich. Im Winter ist man hier sowieso gänzlich fehl am Platz. Die Wohnungen, die nicht das ganze Jahr bewohnt werden, also der überwiegende Teil, sind zugig, haben keine Heizung. Der ganze Ort ist öd und leer, es ist als hätte man die "Straßen eingerollt". Also nochmal die Frage nach dem "Warum?":
Betrachtungen über die Italiener und ItalienerinnenIch mag die Italiener. Die nachfolgenden Betrachtungen dürfen schlicht und einfach als "Sympathiekundgebung mit Augenzwinkern" gesehen werden. Auch wenn man nichts versteht, weil man zu weit entfernt ist oder nicht genau hören kann, was gesprochen wird … Italiener erkennt man fast immer am Tonfall, an der Lautstärke und an der Untermalung des Gesprochenen durch Gesten und Mimik, und das alles ziemlich eindeutig. Sie sind „Familienmenschen“. Die verschiedenen Generationen kommen gerne zusammen. Familienfeste sind wichtig, den laufenden Kontakt zu halten aber genauso. In einer Urlaubersiedlung ist das besonders auffällig. Denn es ist erstaunlich, wie viele Menschen in einer kleinen Ferienwohnung zusammenleben - an den Balkonen sieht man ja wie groß die Wohnung ist - und es purzeln da oft aus einer 2-Raumwohnung mehrere Pärchen und Kinder hervor. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die das aushalten. Sie scheinen dabei aber nicht im mindesten gestresst oder unglücklich. Das ist für sie ganz normal. Italienische Kinder sind entweder "kleine Prinzessinen" oder "kleine Paschas". Damit meine ich, dass die Mädchen besonders herausgeputzt sind, immer nach der neuesten Mode gekleidet, geschmückt und beschuht, ... und damit sind sie dementsprechend eitel. Damit meine ich weiters, dass die Jungen schlicht und einfach alles dürfen, ... und damit sind sie dementsprechend "verzogen". Die erwachsenen Prinzessinnen sind dafür immer gesellschaftsgewandt, führen die Konversation, wissen was sich gehört, halten die Familie zusammen, zahlen im Restaurant und sind immer gut und passend gekleidet und in jeder Situation ganz der Inbegriff einer charmanten Italienierin. Die erwachsenen Paschas reden gescheit und viel, sind sehr wichtig, sehr einflussreich, sehr gutaussehend, eine Autorität in der Familie und in jeder Situation ganz der Inbegriff eines smarten Italieners. Italienerinnen am Strand pflegen einen richtigen Sonnenkult. Es gibt nie Sonnenbrand. Der Hauptgrund ist, dass man die Mittagshitze grundsätzlich meidet. In der anderen Zeit wird gesprüht und geschmiert, bedeckt, beschirmt, gewendet, beschattet. Gerne wird auch am Rand des Wassers herumgestanden oder gegangen, was sich prima mit angeregter Unterhaltung kombinieren lässt ... der Effekt ist eine fabelhafte Bräune. Auch am Strand ist man immer gepflegt, es wird Schmuck getragen und man ist auch am Weg zum und vom Strand gut gekleidet, mindestens ein Pareo ist ein absolutes Muss dabei. So wie überhaupt die Italiener generell immer gepflegt sind und immer passend gekleidet. Zum Fortgehen machen sie sich ordentlich zurecht, das gilt für alle Altersklassen und beide Geschlechter. Man trägt keine Schlapfen (es sei denn die gerade modische Variante), keine Boxershorts, keine Jogger, keine unterwäscheartigen T-Shirts, kein "Irgendwas", das nichts gleich schaut, auch wenn es noch so heiß ist. Auf Touristen, die am Abend in Badeschlapfen und nachlässig gekleidet rumlatschen wird dementsprechend von oben herabgeblickt. Italiener sind begeisterte Radfahrer, damit meine ich jetzt aber nicht die Radsportler in Dress und Helm, sondern ich meine die „ganz normalen“ Radfahrer, die zum Einkaufen und zum Strand oder auch nur aus Vergnügen am Radfahren unterwegs sind. Man sieht sie in allen möglichen Varianten. Es werden Kinder (mit und ohne eigenen Sitz) und kleine Hunde transportiert. Öfter mal wird auch eine zweite Person auf der Lenk- oder der Längsstange mitbefördert. Man fährt mit aufgespanntem Regenschirm, mit Anzug, mit Hut. Man telefoniert leidenschaftlich gern dabei. Man schlängelt sich durch und entlang, und man fährt nebeneinander. Man braucht auch gern mal die halbe Straße. Radfahren ist ein selbstverständliches Fortbewegungsmittel, bei dem offensichtlich keiner Bedenken hat, dass es vielleicht auch mal gefährlich sein könnte, da man dabei den Autofahrern relativ wehrlos ausgeliefert ist. Zumal die italienischen Autofahrer ja auch nicht unbedingt die zahmsten sind. Blinken ist etwas Außergewöhnliches, es wird meistens „eingespart“. Sperrlinien gelten nicht. Zebrastreifen muss man schon sehr beherzt betreten, wenn man ein Anhalten erzwingen will. Wie schon erwähnt, es wird beim Radfahren telefoniert, aber natürlich genauso beim Autofahren, beim Spazierengehen, im Restaurant, beim Einkaufen, … also immer. Und leise geht es dabei natürlich nicht zu. Italiener machen - glaube ich - grundsätzlich gerne Lärm. Natürlich sehe ich eine Berechtigung für Rasenmäher, Schleifgeräte und Kehrmaschinen, aber ich werde oft den Eindruck nicht los, dass man laute Geräte mit besonderer Inbrunst einsetzt. Die Alarmanlagen für die Autos sind ein Kapitel für sich. Aus welchen Gründen auch immer sie losgehen, mag es durch eine Unachtsamkeit oder auch nur zum Testen sein? Wenn so ein Ding dann einmal die ganze Nacht Radau macht, dann ist es wirklich nicht mehr lustig. Und wenn ich an den "Piniennadel-Bläser" denke! Das ist für mich ein absolut ekelhaftes Gerät, das dauernde Aufheulen macht mich gereizt. Der Arbeitsaufwand wäre mit Kehren genau gleich hoch, nur nahezu lautlos. Im Restaurant sollte man ein paar einfache Regeln beachten, wenn man sich wie ein Italiener benehmen möchte: Erst einmal setzt man sich nicht einfach an einen freien Tisch, auch wenn wenig los ist. Man lässt sich einen Platz zuweisen, das heißt aber nicht, dass man dabei nicht mitreden oder Wünsche äußern kann, ganz im Gegenteil, es muss immer alles ausführlich beredet werden. Wenn Italiener abends zum Essen ausgehen, dann essen sie auch "richtig ordentlich". Das heißt es gibt für jede Person eine Vorspeise, eine Hauptspeise und meist auch noch ein Dessert oder zumindest einen Kaffee oder Grappa. Spaghetti als Hauptspeise zu bestellen ist halt "unitalienisch". Wobei ich hierzu bemerken muss, dass wir uns daran in unserem Stammlokal auch nicht halten. Es geht einfach nicht. Abgesehen davon, dass wir solche Mengen gar nicht unterbringen, wir würden auch jeden Aufenthalt mehrere Kilos zulegen, und das ist ja auch nicht sinnvoll. Ein weit verbreitetes Phänomen ist das Reklamieren. Das meine ich jetzt sehr weit gefasst, also das muss nicht immer in einer wirklichen Beschwerde gipfeln. Aber die Italiener diskutieren ganz gerne mit der Restaurant-Chefin über das Essen. Das beginnt schon bei der Bestellung, da wird ganz genau hinterfragt, oder es werden Empfehlungen aus der Tagesküche erwartet. Wirklich lästig oder ekelhaft geht es dabei nie zu. So passiert es auch fast immer bei ausländischen Touristen, wenn irgendetwas schiefgeht, eine Bestellung vergessen oder falsch verstanden wird. Ein Umstand, bei dem natürlich auch sprachliche Barrieren zumindest mitspielen, obwohl man davon ausgehen kann, dass die Belegschaft Deutsch und Englisch, und zwar das, was im Restaurantbetrieb notwendig ist, ziemlich gut beherrscht. Egal wie groß die Runde an einem Tisch ist und wie sie sich zusammensetzt, also ob es Familie oder Freunde sind, es gibt immer nur eine Tischrechnung. Man hat zwar mittlerweile kapiert, dass das die ausländischen Gäste anders haben wollen, aber so richtig Verständnis hat man dafür nicht. Wenn die Rechnung gemeinsam bezahlt wird, heißt das nicht unbedingt, dass die Kosten von einer Person alleine getragen werden. Das Geld wird oft einfach nur ungefähr dem konsumierten Anteil entsprechend von allen Gästen zusammengelegt. Eine kleinliche Abrechnerei gibt es da nicht. Wenn man zahlen möchte, verlangt man beim Tisch die Rechnung und geht dann damit zur Kassa. Meist erledigen das die Frauen. Italiener haben offensichtlich keinerlei Probleme mit dem Rauchverbot in Restaurants. Und nicht nur das: Die meisten verlassen auch den Restaurantbereich, wenn er im Freien ist. Sie gehen ein Stück abseits und kommen dann wieder zurück. Das finde ich als Nichtraucher absolut sympathisch. Ich weiß nicht, ob die Italiener generell hundefreundlich sind, die am Meer sommerurlaubenden sind es definitiv. Hunde gibt es massenweise. Die meisten sind eher putzig und klein, aber es gibt auch größere. Egal wie klein, ich habe nie das Gefühl, dass sie sich in dem Menschengewühl nicht wohl fühlen oder sich gar fürchten. Es stört sie auch nicht, wenn es extrem laut ist, sie sind das offensichtlich gewöhnt. Und es gibt sehr viele Dauer-Kläffer, ich bin kein Hundekenner, aber ich denke, das ist ein Zeichen von schlechter Erziehung. Hausmeister und Hausmeisterinnen sind ein wichtiger Bestandteil im "Urlaubskonzert". Sie sind dafür verantwortlich, dass das Zusammenleben ohne größere Probleme funktioniert, die gemeinsamen Anlagen sauber und ordentlich sind, sich keiner danebenbenimmt, zum Beispiel den Pool mit Sand vom Strand verdreckt oder Schmutz ins Haus oder den Lift trägt, usw. Man sieht sie also auch nicht selten mürrisch und schimpfend. Sie sind absolute Respektspersonen, und das ist meiner Meinung nach auch gut so.
... und das, was für mich so persönlich ist, ...Zunächst einmal kann ich ein Faktum nicht unerwähnt lassen: Im September 1995 ist hier in Porto Santa Margherita mein Papa in einem gemeinsamen Urlaub mit uns nach einem Herzinfarkt im Alter von 65 Jahren gestorben. Mehr Worte will ich darüber hier nicht verlieren. Damals war für mich die große Frage: Will ich denn jemals wieder herkommen? ... Ja, ich wollte ... trotzdem ... und es ist gut so. Klar, viele halten uns für verrückt, weil wir jedes Jahr an den gleichen Urlaubsort fahren. Gerhard und ich haben seit dem allerersten Jahr unserer Beziehung (mit Unterbrechung in den Jahren 1990 und 1991 durch die Geburt unseres Sohnes) jedes Jahr zumindest zwei Wochen, meist viel länger hier zugebracht. Ich bin also hier von Anfang 30 auf Mitte 50 gealtert. Unser Sohn war 2 Jahre alt, als er das erste Mal hierher kam, mittlerweile ist er 21 und kommt manchmal noch mit uns. Das was wir hier tun, ist immer gleich ... ?!? ... und wird doch jedes Jahr ein wenig anders. Denn das, was wir mit unserem Zweijährigen hier gemacht haben, unterscheidet sich natürlich doch total von dem, was wir heute tun, wenn wir zu zweit unterwegs sind. Aber wir fühlen uns hier immer zufrieden und glücklich. Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zu den Wirtsleuten in unserem Stammlokal aufgebaut. Wir haben ein wenig Italienisch gelernt, leider nicht sehr viel, denn es wird doch überall auch deutsch gesprochen, und wir waren deswegen nie sehr fleißig dabei. Wir kennen unheimlich viele Gesichter, es gibt ein paar "Originale", die man jedes Jahr wieder sieht und sich freut, dass es sie noch gibt, auch wenn man in den meisten Fällen nichts mit ihnen zu tun hat. Wir haben hier die italienische Küche kennengelernt (speziell ich, da meine früheren Urlaubsziele Griechenland und Jugoslawien waren), wir kochen gerne selber, kaufen Fische und Meeresfrüchte ein, essen viel Gemüse und Obst (viel mehr als zu Hause) und haben die Liebe zur mediterranen Küche auch mit nach Österreich genommen. Wir wollen hier möglichst unter Italienern sein. Wer das nicht will, ist mit diesem Urlaubsort falsch beraten. Wer als Tourist unter seinesgleichen sein möchte, ist hier nicht gut aufgehoben. Darum werden hier auch hoffentlich nie Touristenmassen aufkreuzen, denn für einen Löwenanteil der Sommerurlauber ist es völlig unzureichend, die würden sich nicht wohlfühlen, es wäre die absolut schlechteste Wahl. Das ist auch gut so, denn es ist hier schön, so wie es ist. Und ich hoffe, dass es so bleibt. Würde man die Sandhaufen, die wir gebaut haben, aufeinandertürmen, würde wahrscheinlich ein ziemlich großer Berg entstehen. Ich möchte nicht wissen, wieviele Kilometer wir am Strand entlang gelaufen sind, wieviele Längen ich im Pool zurückgelegt habe, wieviele "spaghetti marinara" wir geschlemmt, wieviele Deka "prosciutto crudo" ich eingekauft und wieviele "gelati" wir geschleckt haben, auch nicht wie viele Bikinis und Badehosen bereits an Altersschwäche eingegangen sind, wieviele Badeschlapfen so lange beansprucht wurden, bis sie kaputt waren, wieviele Tonnen wir jedes Jahr hin und her gekarrt haben, ... Porto Santa Margherita ist für mich ein Konglomerat von Erinnerungen und Gefühlen, ein wichtiger Teil meines Lebens ... und viel, viel mehr als ein Urlaubsort ... ... Ich steige aus dem Auto und bin "zu Hause".
Die kleinen Fotos kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.
|
Startseite
|
|
|
|
© 2013 Gerhard Buchegger