Helga Buchegger
Reisegeschichten

 

"Grenzland"

 

4. Tag:
Freudenstadt (Rathaus, evangelische Pfarrkirche, Hauptplatz, Springbrunnen), Alpirsbach (Klosterkirche, Brauerei)

Für den heutigen Tag ist die Fahrt nach Freudenstadt geplant. Gerhards Bruder Otto ist in Tübingen zu Hause, und da unser derzeitiges Urlaubsdomizil vergleichsweise nahe zu seinem Wohnort liegt, haben wir die Chance für ein Wiedersehen genutzt und uns ein Treffen mit ihm und seinem Sohn Philipp ausgemacht. Treffpunkt an der Nordostecke des Platzes vor dem Rathaus.

Warum es sinnvoll ist, für ein Treffen ganz genau eine bestimmte Ecke des Platzes festzulegen? Das ist leicht erklärt: Freudenstadt hat den größten Marktplatz in Deutschland mit einer Seitenlänge von über 200 Metern. Wenn man nicht genau weiß, wohin man sich begeben soll, kann es schon sein, dass man eine Weile rundherum laufen muss, bis man sich findet.

Der mühlbrettartige Grundriss der Stadt und der riesige große quadratische Platz gehen zurück auf das 17. Jahrhundert. Beim Wiederaufbau nach 1945 wurde die Gliederung in konzentrisch um den Platz angelegten Straßen beibehalten.

Diagonal gegenüber dem Rathaus liegt die evangelische Kirche. Sie hat eine ganz besondere, außergewöhnliche Form. Sie wurde nämlich genau als Winkel an die Ecke des Platzes gebaut. Sie hat damit also zwei Kirchenschiffe, die sich im rechten Winkel im Altarbereich treffen. Die Kirchenbesucher blicken von zwei Richtungen dorthin. Zu manchen Zeiten wurde diese bauliche Besonderheit dazu benützt, die Gläubigen streng in Männer und Frauen zu trennen. Es schaut ganz eigenartig aus in dieser Kirche. Das kann man aber leider nur sehr schwer aufs Foto bannen.

Das Taufbecken stammt noch aus dem 12. Jahrhundert, genauso wie das romanische Lesepult, das hier in einer Glasvitrine geschützt besichtigt werden kann. Ich verstehe zwar nichts davon, aber für mich wirkt es, als wäre es sehr behutsam und gelungen restauriert worden. Da die gläserne Deckfläche im gleichen Winkel abgeschrägt ist, nehme ich an, dass dieses Pult auch heute noch beim Gottesdienst Verwendung findet. Ich finde das eine tolle Art, Altes sorgsam zu bewahren und trotzdem sichtbar und verwendbar zu machen.

Wir gehen dann quer über den riesigen Platz, der als Parkanlage sehr schön gestaltet wurde, vorbei an einer attraktiven Springbrunnenanlage. In einem ziemlich großen Bereich, der sich auf gleichem Niveau wie das umliegende Pflaster befindet, gibt es fünf Reihen von Fontänen, die in einer Art "Choreografie", von ganz wenig sprudelnd bis in einige Meter Höhe spritzend, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Ganze ist leicht abschüssig angelegt und wirkt daher optisch sehr gut. Eine junge Frau wagt sich mit einem Fahrrad auf das glitschige Terrain. Sie fährt zwischen den anfänglich noch sehr niedrigen, aber immer höher werdenden Fontänen durch und schafft da sogar ein paar Runden, ohne total nass zu werden. Es sind leider außer uns kaum Leute da, sie hätte sich ein paar Zuschauer mehr verdient.

Dann gibt es ein gemeinsames Mittagessen in einem Gasthaus (Hotel Restaurant Adler) unweit des Platzes. Jetzt weiß ich endlich, was ein "Schäufele" ist. In Österreich würde man es als gekochtes Geselchtes bezeichnen. Es gibt dazu Sauerkraut und Erdäpfel, und es schmeckt ausgezeichnet. Wenn wir schon beim Schlemmen sind, bietet es sich auch noch an, nachher ein Kaffeehaus direkt auf dem Platz aufzusuchen und sich ein Eis oder einen Eiskaffee zu genehmigen. Gerhard, Philipp und Michael liefern sich anschließend dort noch eine Schlacht auf dem "Wutzeltisch", also ordentlich ausgedrückt eine Partie Tischfußball. Ich könnte mich für sowas nicht begeistern, das ist mir zu stressig.

Dann ist aber auch schon wieder Zeit, sich zu verabschieden. Auf der Fahrt zurück in unsere Ferienwohnung machen wir noch einen Abstecher nach Alpirsbach. Dort befindet sich eine ehemalige Benediktinerabtei und eine Brauerei. Die Klosterkirche mit ihrem Turm ist riesengroß und von weit her sichtbar. Wir suchen eine Parkmöglichkeit am Ortsrand und gehen in Richtung Zentrum. Dieses Städtchen wirkt total verschlafen, es sind kaum Leute auf der Straße. Die Brauerei Alpirsbach liegt in unmittelbarer Nähe der Kirche. Angeschlossen ist ein Brauereimuseum und eine Glasbläserei.

Was uns hier aber als allererstes auffällt, ist der Biergeruch, und zwar der nach "abgestandenem" Bier. Wir mögen alle drei kein Bier, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch ein begeisterter Biertrinker von diesem Aroma, das da in der Luft liegt, nicht sonderlich angetan ist. Es ist fürwahr penetrant.

Wir gehen zwar dann noch weiter bis zur Klosterkirche. Aber da das Tor versperrt ist, wir nur einen Zugang zu einem Klostermuseum finden, das wir eigentlich nicht besuchen wollen (ich weiß bis jetzt noch nicht, ob wir damit auch die Kirche hätten besichtigen können, die wäre nämlich sehenswert gewesen) und vor allem, da wir uns von diesem Gestank wirklich belästigt fühlen, drehen wir kurzerhand wieder um und gehen - man könnte es fast als flüchten bezeichnen - zum Auto zurück.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Ausrasten in unserer gemütlichen Wohnung. Für den nächsten Tag ist eine Fahrt nach Straßburg geplant, das wird ohnehin eine anstrengende Angelegenheit. Gegen Abend kann man sogar noch ein paar Sonnenstrahlen auf dem Balkon genießen.

 

Die kleinen Fotos von den Sehenswürdigkeiten kann man anklicken, um ein größeres Foto betrachten zu können.

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